Kindersicherheit im Haus

Kindersicherheit im Haus

Natürlich müssen wir uns als Innenarchitekten nicht nur um die ästhetische Seite der Kinderzimmer und Kindergärten kümmern - wir müssen sie auch funktional und sicher gestalten!

Ein paar Punkte möchte ich daher im Folgenden zusammentragen, die bei jeder privaten Kinderzimmerplanung beachtet werden müssen. Im öffentlichen Raum gelten natürlich weitergehende Vorschriften. Zusätzlich – einfach weil es wichtig ist, werden die häufigsten Gefahrenquellen im Haus genannt, den die Kleinen erobern ja schnell jeden zugänglichen Raum.

 

Zuerst gilt: Ab ungefähr einem halben Jahr wächst der Aktionsradius des Kindes enorm. Erst wird gekrabbelt, dann wird sich an Gegenständen und Möbeln hochgezogen und schließlich wird die Welt auf den eigenen zwei Beinen entdeckt. So schön diese Zeit ist, spätestens jetzt sollte man sich Gedanken machen, ob die Wohnung auch kindersicher ist.

 

1. Elektro

Eine der häufigsten und dabei so vermeidbaren Unfallquellen: Kabel, Steckdosen und Leuchtquellen. Sie zu sichern gehört zu den Grundaufgaben der Eltern und Planer. Steckdosensicherungen gibt es bereits für wenig Geld in Einrichtungshäusern und Baumärkten. Vorsicht: Heutzutage sieht man es den Steckdosen teils nicht mehr an, ob sie kindersicher sind oder nicht. Im Zweifelsfall nachfragen. Auch eine Bastelschere kann mit viel Geduld ein Kabel zerlegen. Textilkabel sind robuster und können nicht so leicht zersäbelt werden, oder die Kabel gleich unter Putz oder zumindest in einen Kabelkanal legen. Leuchtmittel – hier ist besondere Vorsicht geboten, in Reichweite der Kinder am besten LED’s verwenden. Diese werden nicht so heiß wie Glühlampen (Verbrennungs- und sogar Entzündungsgefahr, wenn eine Decke darüber gestülpt wird!). Vorsicht mit Energiesparlampen – wenn diese zerbrechen, werden giftige Stoffe frei! Am besten im Kinderzimmer nicht verwenden. Ein Rauchmelder ist inzwischen ohnehin in Wohnräumen Pflicht und sollte auch im Kinderzimmer nicht vergessen werden!

 

2. Abstürze

Ein Problem bei den Kleinsten – Wickeltisch sichern! Hier gibt es viele Möglichkeiten wie seitliche und auch vordere Umrandungen. Wichtig bei der Planung ist hier: Alle nötigen Gegenstände in Reichweite einplanen. Ein Regal direkt am Tisch hält alles griffbereit, was man zum Wickeln braucht und man muss sich nicht vom Tisch entfernen. Am besten beachtet man die Grundregel: Eine Hand am Kind.

Moderne Gitterbettchen bieten die Möglichkeit der Höhenverstellbarkeit - diese bitte nutzen! Rechtzeitig die Matratze nach unten verstellen, bevor das Kleine oben herausklettert und fällt. Später kann man die kleinen Betten mit einem Fallschutzversehen, diese gibt es oft schon mit zum Möbel dazu.

Treppen mittels Treppengitter sichern – gibt es in jedem Babyfachgeschäft. Rutschige Stufen mit Teppich oder Filz belegen. Auch im Bad kann man ausrutschen – rutschfeste Matten in der Wanne helfen hier.

Später möchten Kinder gerne klettern – das ist auch toll und richtig so. Aber bitte obere Ebenen von Betten und Spielzimmern erst freigeben, wenn man sich sicher ist, dass das Kind sicher läuft und sich halten kann und auch Sprünge aus geringer Höhe bereits absolvieren kann. Planen kann man diese Elemente auch schon zu Beginn, muss dann aber Leiter oder Treppe entfernbar gestalten, damit der Raum sicher bleibt. Hier gilt generell – Vorsicht mit ungesicherten Fenstern! Kein Bett und keine erhöhte Spielebene sollte so in der Nähe des Fensters platziert sein, dass das Kind direkten Zugang zum Fenster hat. Gleiches gilt auch für Bänke und Kisten vor dem Fenster oder auf dem Balkon. Hier sollte immer genügend Brüstungshöhe für das Kind eingeplant werden, so dass es sein Knie nicht auf die Fensterbank bekommt. Balkone kann man auch mit einem Netz sichern, hier auf Stabilität und den Maschenabstand achten. Vorsicht bei Querstreben in der Balkonbrüstung – hier kann geklettert werden!

Ein weiterer Punkt: Kisten mit Rollen sind ein beliebtes Element im Kinderzimmer. Jedoch sollten bei kleinen Kindern diese Rollen am besten feststellbar sein, damit die Kiste nicht unverhofft davonflutscht.

 

3. Strangulation/Erstickungsgefahr

Im Babybett haben Kopfkissen, große Stofftiere und Spielzeuge mit Schnüren (Spieluhren!) nichts zu suchen, Überhitzungs- und Erstickungsgefahr!

Keine Rollo-Zugschnur frei herumhängen lassen – immer außer Reichweite mittels Beschlag an der Wand sichern. Im Gitterbettchen Vorsicht mit quergespannten Spielzeugen und auch mit Gittern, zwischen die das Kind den Kopf stecken kann – es kommt zwar hinein, aber die Ohren verhindern ein Zurückziehen. Hier kann es feststecken, das kann unangenehm bis gefährlich werden. Maximaler Stababstand 10 cm! Es gilt auch – passt der Kopf durch, kann es auch den Körper hinterherschieben. Dies muss man bei Fenster-, Balkon- und Treppensicherungen bedenken.

 

4. Quetschungen

Türen werden von Erwachsenen oder einem Luftzug geschlossen, Fingerchen sind dazwischen – schnell hat man eine Quetschung oder Schlimmeres. Zimmertüren und Schubladen lassen sich mittels eines Tuches, einem Türstopper oder speziellerGummisperren sichern.

 

5. Vergiftung

Sind alle Pflanzen unbedenklich? Sind Arzneimittel, Putzmittel und Alkoholika unzugänglich gelagert? Nicht vergessen: Nicht nur im Bad liegen Arzneien, manchmal auch im Schlafzimmer auf oder im Nachttisch.

 

6. Kopfstoßgefahr

Geht hauptsächlich von scharfen Möbelkanten und -ecken aus. Man kann diese mittels Gummiecken oder Filzbeppern sichern, aber jedes Kind wird sich einmal den Kopf anschlagen. In der Regel ist dies nicht allzu schlimm, aber auf scharfe Kanten oberhalb der Sichthöhe der Kinder sollte verzichtet werden. Im Kita-Bereich gilt: Rundungsradius aller Kanten >2mm. In der Regel wird dies bei Kindermöbeln auch eingehalten. Kinder stürzen oft durch rutschige Untergründe – Antirutsch-Socken, Teppich-Unterlagen und feststellbare Rollen können hier Abhilfe schaffen. Sind die Möbel kippsicher? Eventuell fragile dreibeinige Tischchen außer Reichweite lagern. Schmale Standregale mittels Winkeln an der Wand sichern! Vorsicht auch bei losen Einlegeböden, die unteren ebenfalls mit Winkeln sichern.

Tischläufer und – decken herunterziehen macht Spaß – doch steht oben eine heiße Tasse Tee, kann es schnell zu Verbrennungen oder zumindest einer Beule führen.

Gleiches gilt für schwere Spielzeuge – stehen die in den Regalen weit oben, zieht das Kind sie heraus und bekommt sie auf den Kopf. Lieber unten oder unzugänglich lagern!

Im Dunkeln aufwachen und herumirren – hier haut man sich auch schnell an. Ein Schlummerlicht kann helfen.

 

7. Küche

Hier gibt es eine Vielzahl von Gefahrenquellen, vor allem Verbrennungen drohen und scharfe Gegenstände. Hier gilt einfach: Kleine Kinder haben alleine in der Küche nichts zu suchen (gleiches gilt fürs Bad, es ertrinken öfter Kinder in der Badewanne, als man denkt und hat es sich einmal aus Versehen eingeschlossen, kommt man auf die Schnelle nicht mehr hinein!). Ist man dabei, sollte man darauf achten, dass man sie nicht in Reichweite heißer Töpfe lässt. Lieber können sie von einem erhöhten, gesicherten Sitz zuschauen, als ständig ihre Fingerchen dazwischen zu haben. Zudem hat man so das Essen schneller fertig. :) Ist das Kind älter, kann es einen eigenen kleinen Bereich in der Küche bekommen zum Helfen. Den Herd am besten mittels Herdgitter sichern. Bei alten Geräten prüfen: Wird die Backofentür heiß?

 

Diese Aufstellung ist ein erster Anhaltspunkt für alle interessierten Eltern, aber sicher nicht vollständig. Kinder kommen auf die verrücktesten Ideen und alle Gefahren lassen sich auch gar nicht vermeiden. Den Kopf anhauen wird sich jedes Kind einmal, aber Schlimmeres sollte man natürlich vermeiden. Allgemein gilt: Mit wachen Augen auf Kinderhöhe durchs Kinderzimmer und den Rest der Wohnung laufen und die Erreichbarkeit aller Gefahrenquellen prüfen.